Bestimmen die Gene, wie wir über Sex und Drogen denken?
Von Lisa Rapaport
Nov. 8, 2021 -- Unsere moralische Reaktion auf einen Rausch oder eine Nacht mit Netflix und Chill - ein moderner Euphemismus für Gelegenheitssex - könnte zum Teil auf unsere DNA zurückzuführen sein. Eine neue Studie legt nahe, dass unsere Gene unsere Ansichten über diese Verhaltensweisen ebenso prägen könnten wie unsere Umwelt.
Sozialwissenschaftler sind in der Regel davon ausgegangen, dass unsere Moral von den Menschen geprägt wird, die in unserer Kindheit am meisten präsent waren - wie unsere Eltern, Lehrer und Freunde - und von dem, was wir in unserer Kultur erfahren - ob aus Büchern, dem Fernsehen oder TikTok.
Die Ergebnisse der neuen Studie, die in der Fachzeitschrift Psychological Science veröffentlicht wurden, legen nahe, dass die Genetik zumindest teilweise unsere moralischen Reaktionen erklären kann.
Die Forscher befragten mehr als 8.000 Menschen in Finnland, die alle entweder zweieiige oder eineiige Zwillingspaare oder Geschwister waren. Sie befragten die Teilnehmer zu ihren Ansichten über Drogenkonsum in der Freizeit und Sex außerhalb einer festen Beziehung. Zwillingsstudien helfen den Wissenschaftlern, die Rolle von Natur und Erziehung herauszufinden, da eineiige Zwillinge in der Regel dieselben DNA-Sequenzen haben, während zweieiige Zwillinge nur etwa die Hälfte ihrer DNA gemeinsam haben.
Die Forscher verglichen die Antworten auf die Umfrage, um herauszufinden, inwieweit die gemeinsame DNA negative Meinungen über Gelegenheitssex und Drogenkonsum erklärt und inwieweit sie stattdessen auf ein gemeinsames Umfeld oder einzigartige Erfahrungen zwischen den Zwillingen zurückgeführt werden kann.
Die Studie ergab, dass die Ansichten über Sex und Drogen zu mindestens 40 % auf die gemeinsame DNA und der Rest auf einzigartige Erfahrungen zurückzuführen waren. Auch die Ansichten über Sex und Drogen waren stark miteinander verbunden, wobei sich die Meinungen zu jeder Kategorie erheblich überschnitten.
Eine Einschränkung der Arbeit ist für Zwillingsstudien im Allgemeinen typisch. Diese Studien können nicht unterscheiden, ob bestimmte Gene durch ein gemeinsames Kindheitsumfeld aktiviert werden oder ob bestimmte Genvarianten die Wahl bestimmter Arten von Umgebungen vorantreiben.